Der Klimawandel und Raubbau der Menschen an Land und Meeren ziehen immer weitere Kreise und zerstören die Natur und die Artenvielfalt in bisher nie dagewesenem Ausmaß. In den vergangenen 50 Jahren sind die Wildtierpopulationen um verheerende 69 % zurückgegangen.1 Die sich ausbreitende Krise gefährdet die Grundlagen unserer Wirtschaft, unserer Gesellschaft und unseres Lebens, denn sie beeinträchtigt die Nahrungsmittelsicherheit und den Zugang zu sauberem Wasser und sauberer Luft.
Anleger brauchen gut funktionierende Volkswirtschaften und Gesellschaften, damit stabile Märkte entstehen können. Unsere Volkswirtschaften sind auf die Natur angewiesen und ohne die Natur können wir unsere Netto-Null-Ziele nicht erreichen. Es liegt also im Interesse der Anleger, den Verlust der Natur zu begrenzen und die Ökosysteme zu schützen.
Viele Anleger haben begonnen, die Wichtigkeit, die Exposition und die Reaktionen auf naturbezogene Probleme zu erkennen und zu beurteilen. Dabei stützen sie sich auf das Rahmenkonzept der Taskforce on Nature-Related Financial Disclosures (TNFD). Trotzdem ist das Thema immer noch relativ neu.
Wir wissen, dass der Zugang zu Daten über die Natur schwierig sein kann. Die Daten sind unter Umständen falsch, schwer zugänglich, komplex und nicht standardisiert. Das trifft besonders dann zu, wenn es um detaillierte Rohstoffdaten auf Länder- oder Sektorebene geht, die entweder gar nicht verfügbar sind oder sich noch in der Entwicklung befinden. Schwierig ist es auch zu wissen, welche Hilfsmittel verfügbar sind und wann sie angewendet werden sollten oder ob es andere Möglichkeiten für eine sorgfältige Prüfung von Beteiligungsunternehmen gibt.
Um auf diese Lücken einzugehen, schufen wir anhand eines Ansatzes, den wir für unsere Investmentteams entwickelt haben, einen Leitfaden für die Natur und die Artenvielfalt. Damit können Anleger Unternehmen aus einer naturbezogenen Perspektive beurteilen und Ansätze für Dialoge über Risiken im Zusammenhang mit der Artenvielfalt entwickeln. Unter der Überschrift „Jetzt können Anleger die Natur beurteilen“ konzentrieren wir uns in erster Linie auf die beiden Bereiche Süßwasser und Wälder, die unserer Ansicht nach grundlegend für die Weltwirtschaft und den Kampf gegen den Klimawandel sind.
In unserem Leitfaden stellen wir unser Due-Diligence-System und die Tools/Ressourcen zur Verfügung, um Unternehmen beurteilen und bewerten zu können. Hier geben wir einen Überblick über die drei wichtigen Schritte, die wir in unserem folgenden Leitfaden ausführlich erörtern.
1. Schritt: Exposition, Abhängigkeiten und Auswirkungen auf Sektorebene identifizieren und beurteilen
- Bestimmte Sektoren und Branchen sind eher von der Natur stark abhängig oder von naturbezogenen Risiken und Chancen betroffen. Zunächst sollten Anleger die von Wasser und Entwaldung ausgehenden Risken in den von der TNFD aufgezeigten Prioritätssektoren berücksichtigen. Diese Sektoren sind angesichts ihrer Abhängigkeiten und ihrer Auswirkungen auf die Natur voraussichtlich finanziell stärker betroffen.
- Die einzelnen Sektoren weisen unterschiedliche Wasserrisiken auf. Sektoren mit physischen Anlagen wie Immobilien und Infrastruktur beispielsweise sind durch Überschwemmungsrisiken bei Unwetter gefährdet, während die Sektoren Textilien, Mode, Lebensmittel und Pharmazeutik unter Umständen empfindlicher auf die Wasserqualität reagieren.
- Der Leitfaden konzentriert sich auf die Sektoren, die Agrarrohstoffe wie Soja, Rindfleisch, Palmöl, Holz, Zellstoff und Papier produzieren oder verarbeiten, denn eine nicht nachhaltige Produktion und Beschaffung dieser Rohstoffe ist der Hauptgrund für die Entwaldung. Finanzinstitute, die Kredite an Unternehmen vergeben oder in Unternehmen investieren, die diese Rohstoffe verarbeiten, beschaffen oder verwenden, sind möglicherweise ebenfalls den von der Entwaldung ausgehenden Risiken ausgesetzt.
- Investoren können der Beurteilung auf Sektorebene weitere Datenpunkte hinzufügen, wie etwa länderspezifische Daten über Risiken für Wasser und Wälder. Das Sector Materiality Tool und Heatmap-Übungen sind nützliche Ressourcen bei dieser Beurteilung auf Sektorebene.
2. Schritt: Priorisierung und Bewertungen von Unternehmen
- Anhand der Sektorbeurteilung und verfügbarer Naturdatenbanken kann eine Prioritätsliste von Zielunternehmen erstellt werden. Dafür werden Kennzahlen verwendet wie Wassernutzung, Wasserintensität, Management von Wasserrisiken oder Kennzahlen für die Nutzung von Wäldern, Land und Artenvielfalt, nachhaltige Landwirtschaftsprogramme und die Stärke von Verpflichtungen zur Beendigung der Entwaldung. Für viele dieser Kennzahlen stellen ESG-Datenanbieter zwar Daten auf Unternehmensebene bereit, aber die Verfügbarkeit der Daten von Unternehmen ist möglicherweise immer noch begrenzt.
- Nachdem eine Liste von Zielunternehmen erstellt wurde, müssen diese Unternehmen im nächsten Schritt anhand von Unternehmensberichten, Angaben auf ihrer Website und anderen verfügbaren Ressourcen wie White Papers für die Branche eingehender beurteilt werden. Bei dieser Due-Diligence-Prüfung sollten auch der Standort und die Lieferketten des Unternehmens berücksichtigt werden.
- Im Hinblick auf Süßwasser können Anleger sich anschauen, wie Unternehmen Wasser beschaffen, wo das Wasser herkommt und verwendet wird (Standorte) und wie das Unternehmen mit Wasser wirtschaftet (Zweck und Rolle von Wasser im Unternehmen). Die Verknüpfung des Beschaffungsortes und seiner Bedeutung für das Unternehmen mit Daten über standortbasierte Wasserrisiken kann neben Informationen über die Wasserwirtschaft eines Unternehmens auch Einblicke in seine Wasserabhängigkeit und seine Auswirkungen auf Wasser liefern.
- Im Bereich der Entwaldung ist die Identifizierung von für Wälder hoch riskanten Agrarrohstoffen, die ein Unternehmen in seinen betrieblichen Prozessen und Produkten einsetzt, ein wichtiger Schritt. Danach können Anleger Ziele, Zertifizierungen, Beschaffungsrichtlinien oder Standorte für jeden Rohstoff analysieren. Je besser die Nachverfolgbarkeit und die Offenlegungen in Bezug auf die Lieferketten bei wichtigen Rohstoffen werden, desto mehr Verpflichtungen und Ziele wird es bei Unternehmen voraussichtlich geben, um die durch Rohstoffe verursachte Entwaldung und Umwandlung von Flächen zu beenden.
3. Schritt: Dialog mit Unternehmen
- Nach den ersten beiden Schritten ist es wichtig, dass Anleger die Wesentlichkeit dieser Angelegenheiten verstehen und klare Ziele für den Dialog mit Unternehmen formulieren. Dazu zählen zeitlich befristete Umsetzungspläne in diesen Bereichen und der Austausch von Best Practices mit Beteiligungsunternehmen sowie Verweise auf Lösungen. Die im Leitfaden genannten Fragen können als Grundlage für einen effektiven Dialog verwendet werden.
- Wenn nicht genügend Daten über Naturangelegenheiten offengelegt werden, können Anleger versuchen, mehr Bewusstsein für dieses Thema zu schaffen. Unternehmen, die über mehr Kenntnisse verfügen, setzen sich unter Umständen eher mit diesem Thema auseinander, vor allem in Bezug auf ihre eigenen Beschaffungsorte. Dabei können Anleger versuchen, das Bewusstsein in den bestehenden Ressourcen und Datenbanken, die Unternehmen zur Verbesserung ihrer Offenlegungen nutzen, zu stärken.
- Angesichts der Tatsache, dass die Offenlegungen von Unternehmen in Bezug auf Natur und Artenvielfalt gerade erst in der Entstehung sind, ist dieser Ansatz besonders wichtig. Je mehr Anleger und Unternehmen ein Bewusstsein für Abhängigkeiten und Auswirkungen auf die Natur entwickeln und Daten verfügbar werden, desto besser können Anleger ergebnisorientierte Ziele für den Dialog mit Beteiligungsunternehmen formulieren.
Die Natur zu beurteilen ist nicht einfach, selbst wenn man noch gar keine quantitative Analyse der Risiken, Auswirkungen und Abhängigkeiten mit einbezieht. Die Kennzahlen und Ziele werden komplexer sein als klimabezogene Offenlegungen, und die größten globalen Herausforderungen unserer Zeit sind eng miteinander verbunden. Anleger müssen daher bei einer umfassenden Einschätzung der Natur und Artenvielfalt auch den Klimawandel und Menschenrechte berücksichtigen. Die Bereitstellung von Unternehmensdaten befindet sich noch ganz am Anfang, sodass es für Finanzinstitute schwieriger denn je ist, sich mit diesem noch unbekannten Thema auseinanderzusetzen. Wir dürfen uns jedoch von unserer Unkenntnis oder dem Mangel an Daten nicht davon abhalten lassen, unsere Risiken in diesem Bereich zu analysieren. Dieser Leitfaden soll zeigen, dass Finanzinstitute jetzt damit beginnen können, die Natur zu beurteilen.
1 World Wide Fund for Nature (WWF), 2022: „Living Planet Report“
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