Meeresverschmutzung durch Mikroplastik – im Dialog mit der Wäschereibranche
Inger Andersen
Executive Director, ehemalige Leiterin des UN-Umweltprogramms, International Union for Conservation of Nature

Die Erfindung von Fasern wie Nylon und Polyester, die aus synthetischen Polymeren hergestellt werden, hat die Mode und die Bekleidungsherstellung grundlegend verändert: Sie sind in mehr als 60 % der Kleidung enthalten, die wir heute kaufen. Wenn wir unsere Kleider zu Hause waschen, lösen sich in der Waschmaschine winzige Partikel, die mit dem Abwasser in die Flüsse und Ozeane gelangen, ohne dass wir das sehen. Die Gesamtheit dieser winzigen Synthetikfasern ist eine der Hauptquellen der Mikroplastikverschmutzung in unseren Ozeanen und entspricht der Menge, die entsteht, wenn jeder Mensch auf der Erde jedes Jahr 15 Plastikeinkaufstüten ins Meer wirft.

Zusammen mit der britischen Marine Conservation Society leiten wir ein Programm, mit dem wir die Hersteller von Industrie- und Haushaltswaschmaschinen davon überzeugen wollen, ihre Produkte standardmäßig mit einer Filtertechnik auszustatten, durch die kein Mikroplastik mehr in die Meeresökosysteme gelangt. Diese Technologie ist heute bereits verfügbar, wird aber in der Industrie kaum genutzt.

Weltweit sind mehr als 840 Millionen Haushaltswaschmaschinen in Gebrauch, und ein Kilogramm Wäsche kann bis zu 1,5 Millionen Fasern freisetzen4. In Großbritannien beispielsweise könnten in nur einer Woche 9,4 Billionen Fasern freigesetzt werden5. Dank der Entwicklung technischer Lösungen, um Waschmaschinen mit Filtern auszustatten, gibt es nun Möglichkeiten, dieses ernste Verschmutzungsrisiko zu verhindern. Die Einführung ist jedoch schleppend und wir haben erkannt, dass wir gemeinsamen Druck auf die Hersteller ausüben müssen. Wir möchten, dass sie sich verpflichten, Filtertechnik standardmäßig einzubauen.
Bei FSSA Investment Managers wissen wir, dass der erste Schritt zu besseren ESG-Ergebnissen ein Dialog ist
China kündigte 2016 kurz nach seiner nationalen Gesundheitskonferenz das Programm „Gesundes China 2030“ an. Damit sollen ein gesunder Lebensstil und Bewegung gefördert werden, um eine zukünftige Gesundheitskrise für eine alternde Bevölkerung dieser Größe zu vermeiden.
Chinas Nahrungsmittelversorgung ist eine außerordentliche Herausforderung. Das Land kann 22 % der Weltbevölkerung mit nur 7 % der weltweiten Ackerflächen ernähren.1 Dieser Konsum und dieses Ressourcenungleichgewicht bedeuten jedoch auch, dass das Land mit seinem Wasserverbrauch, Düngereinsatz und seiner biologischen Vielfalt sorgsam haushalten muss. Diese Herausforderungen werden zukünftig durch die anhaltende Klimakrise zweifellos noch schlimmer werden.
Bei Investitionen in China ist es zudem ratsam, mit der Regierung auf einer Linie zu sein. Wir führen mit unseren Unternehmen einen Dialog, um sicherzugehen, dass sie sich an sozialen wie politischen Trends ausrichten. Die staatlichen Initiativen in den Bereichen Gesundheit und Ressourcenknappheit haben Auswirkungen auf den Fast-Food-Riesen Yum China, zu dem die KFC- und Pizza-Hut-Restaurants in China gehören.
Wir haben in den letzten Jahren ausgiebige und regelmäßige Debatten mit Yum China geführt. Die Aktie gehört zu den mit hoher Überzeugung vertretenen Positionen in zahlreichen unserer Fonds, doch für einige unserer Portfoliomanager war die Nachhaltigkeitshürde zu hoch. Zudem haben wir Bedenken im Hinblick auf mehrere Umwelt- und Sozialfaktoren, wie etwa die Umweltverträglichkeit der Lieferkette von Yum China, die Qualität ihrer Beschaffungsstandards und die offensichtlichen Bedenken über den Verkauf und die Werbung für frittiertes Essen.
Nach einer Analyse seiner Nachhaltigkeitsberichte begannen wir einen Dialog mit dem Unternehmen, um unsere Bedenken noch einmal zu bekräftigen. Wir freuten uns über die zahlreichen Initiativen, mit denen das Unternehmen seine Nachhaltigkeitskennzahlen verbessern will. Besonders beeindruckt waren wir darüber, wie schnell es sich auf Verbrauchervorlieben einstellt und welches Bewusstsein es für Umweltbelastungen entwickelt hat. Der proaktive Umgang mit beiden Problemen wird in China entscheidend sein, denn die Einstellung gegenüber öffentlicher Gesundheit und Klimarisiken ändert sich dort rasant.
Das Unternehmen kauft seit einer Weile RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil)-zertifiziertes Palmöl. Und es setzt kontinuierlich neue Initiativen um, wie eine unternehmensweite Richtlinie zur Beschaffung nachhaltiger Verpackungen und eine Datenbank zur Verwaltung von Umweltrisiken. Wir nannten der Unternehmensleitung unsere Bedenken und sprachen uns für ehrgeizigere Ziele aus. Dazu gehört zum Bespiel, 100 % des Sojas für Hühnerfutter aus nachhaltigen Quellen zu beschaffen und gesundere Menüoptionen anzubieten.
Außerdem betonten wir gegenüber der Unternehmensleitung, dass die Einführung von Standards für das Supply-Chain-Management und die Beschaffung maßgeblich dazu beitragen können, Klimarisiken zu erkennen und zu reduzieren. Dementsprechend rieten wir dem Unternehmen, umfassenderen Offenlegungen und Analysen zu Scope-3-Emissionen Vorrang einzuräumen. Die Unternehmensleitung gab zu, dass es schwierig war, das Bewusstsein in China (wo 98 % ihrer Lieferanten ansässig sind) zu stärken, dass sie jedoch eng mit ihren Lieferanten zusammenarbeiteten, um Übereinstimmung zu erzielen. Die umfassenden Lebensmittelsicherheitskontrollen des Unternehmens sind für uns ein Hinweis auf die proaktive Haltung der Unternehmensleitung, nachdem sie sich einmal zur Einhaltung bestimmter Standards verpflichtet hat.
Das Unternehmen hatte zwar in der Vergangenheit mit Qualitäts- und Lebensmittelsicherheitsproblemen zu kämpfen, doch mittlerweile erstrecken sich seine Qualitätsprüfungen und -schulungen auf 100 % seiner Restaurants und Logistikzentren. Zudem sitzen drei leitende Angestellte des Unternehmens im Lebensmittelsicherheitsausschuss, der direkt dem Vorstand unterstellt ist. Wir sind daher optimistisch, dass das Unternehmen seinen kritischen Blick auch auf seine sozialen und klimabezogenen Herausforderungen ausweiten wird.
Insgesamt sind wir der Auffassung, dass die Ausrichtung und Führungsrolle von Yum China bei Initiativen in den Bereichen öffentliche Gesundheit und Umwelt die Bereitschaft des Unternehmens zeigen, proaktiv mit zukünftigen regulatorischen Risiken umzugehen, und wir sind daher noch stärker von dem Unternehmen überzeugt.

China ernährt
22 % der Weltbevölkerung, verfügt aber nur über
7 % der weltweiten Ackerflächen
1 H. Zhong et al. – Modern China H. Zhong et al. – Modern China
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